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Bielefelder Kennhuhn

kälteunempfindlich, frühreif, robust, anfängerfreundlich, winterleger

Bielefelder Kennhuhn© JuliaAnna – stock.adobe.com

Steckbrief: Bielefelder Kennhuhn

Eier

60 g

Farbe der Eier: Braun

Mindestgewicht für Bruteier

60 g

Legeleistung

230 Eier / Jahr

Gewicht Hahn und Henne

Henne: 2,5 - 3,25 kg, Hahn: 3 - 4 kg

Brutlust

10 %

Flugfähigkeit

20 %

Platzbedarf

60 %

Hinweis

Beim Bielefelder Kennhuhn handelt es sich um eine sehr junge Hühnerrasse. Die Zuchtziele sind ein robusten, leicht mästbares Zwiehuhnes zu erhalten. Die Bielefelder sind zugleich sehr schöne, massige Hühner, die schnell über deutsche Grenzen hinweg ihre Liebhaber gefunden haben. Bielefelder Kennhühner wurden erst in den 1970er Jahren von Gerd Roth in Hannover erzüchtet und im Jahr 1980 in Deutschland anerkannt.

Haltung

Charakter

Die schweren Hühner sind nicht anspruchsvoll an Stall oder Futter und lassen sich selbst in Gehegen gut halten. Das wird dem Bielefelder Kennhuhn jedoch nicht gerecht. Die massigen schweren Hühner wollen selbst bei widrigem Wetter frei laufen und Futter suchen.

Ohne die Bewegung neigen die Hühner zur Verfettung. Mit abwechslungsreichem Frischfutter im großen Freilauf bleiben die Vögel zugleich vitaler und die Fütterung kann deutlich reduziert werden. Für Stall und Freilauf soll eine ruhige Ecke gewählt werden, da die schweren Hühner nicht zu viel Stress vertragen.

Haltung der Bielefelder Kennhühner© JuliaAnna – stock.adobe.com

Stall und Auslauf

Bielefelder Kennhühner heben nicht gerne vom Boden ab, ein niedriges Hühnernetz mit 1 bis 1,4 Metern Höhe an einigen Zaunpfosten reicht als Abgrenzung.

Der Auslauf soll jedoch neben dem Hühnerstall einen Unterstand und viele Unterschlupfmöglichkeiten bieten. Die ruhigen und friedlichen Hühner haben immerhin ihre Feinde. Wegen dieser muss der Hühnerstall in vielen Lagen während der Nacht sicher schließen und Angreifer draußen halten.

Die schweren und eher gemütlichen Hühner haben freilaufend einen überschaubaren Aktionsradius. Im gut strukturierten Hühnerstall sollte dennoch auf drei dieser massigen Hühner wenigstens ein m² Grundfläche geplant werden, mit nur kleinem Freilauf entsprechend mehr.

Wegen ihrer Kennfarbe und dem friedlichen sowie ruhigen Wesen eignen sich das flugfaule Bielefelder Kennhuhn selbst für Anfänger der Hühnerhaltung.

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Eier und Legeleistung

Die schweren Hühner werden auf eine gute Legeleistung optimiert. Hennen legen 220 braune Eier im ersten und knapp 200 im zweiten Legejahr.

Legebeginn

Der Legebeginn beim Bielefelder Kennhuhn beginnt mit 7 bis 8 Monaten mit dem Legen der ersten Eier.

Eigewicht

Die Eier wiegen bei Junghennen über 55, bei Althennen bis 65 Gramm. Junghennen legen selbst im Winter, weswegen es lohnt, immer ein paar Althennen auszutauschen und mit der Nachzucht bereits früh im Jahr zu beginnen.

Sind Bielefelder Kennhühner Winterleger?

Ob es sich bei den Bielefelder Kennhühnern um Winterleger handelt kann man nicht klar beantworten. Unbestritten legen diese Hühner auch im Winter deutlich mehr Eier als andere Hühnerrassen, wenn ihnen ausreichend Tageslicht zur Verfügung steht. Im Vergleich zu den typischen Winterleger-Rassen, wie Sundheimer und Plymouth-Rock legen die Bielefelder deutlich weniger Eier während der kalten Jahreszeit.

Körpergewicht und Legeleistung

Das gilt für gute Zweige dieser Rasse, sollte aber nicht vorausgesetzt werden. Zu beachten bleibt, dass die schweren Hennen mit wenig Auslauf und gehaltvollem Futter schnell verfetten und die Legeleistung schwindet. Dagegen helfen ein paar Körner im Scharrraum oder bei gutem Wetter auch im Freilauf, damit die Vögel sich bewegen müssen.

Küken

Das Mindestgewicht für Bruteier beträgt 60 Gramm.

Das Bielefelder Kennhuhn wird kaum noch brütig. Wer keine Brutmaschine verwendet, sollte die Eier einer Leihhenne unterschieben.

Glucke mit Küken© JuliaAnna – stock.adobe.comEin seltenes Bild – Glucke mit Küken

Die geschlüpften Küken müssen in einem geschützten Raum mit Wärmelampe und geeignetem Kükenfutter aufgezogen werden. Sie dürfen erst mit genügender Befiederung raus, wachsen aber schnell heran.

Die frohwüchsigen Küken sind zudem Kennfarbig:

  • Männliche Küken haben ein ockergelbes Flaumgefieder mit hellem Rückenstreifen und einem hellen Sperberfleck auf dem Kopf.
  • Hennenküken haben hingegen hellbraunes Flaumgefieder mit dunkelbraunem Rückenstreifen und bilden einen kleinen dunkleren Sperberfleck auf dem Kopf.
Bielefelder Kennhuhn Küken© JuliaAnna – stock.adobe.com

Aufzucht der Küken

Während der Aufzucht sollen die Hennen und Hähne nach acht Wochen separiert und mit Aufzuchtfutter gefüttert werden. Es kann sonst passieren, dass Hennen zu kurz kommen oder sich bei einigen Hühnern ein Mangel einstellt. Während des Wachstums brauchen sie viel Energie und ausgewogene Nährstoffe.

Strategie für Küken im Frühjahr

Wer mit seiner Nachzucht möglicherweise auch für genügend große Ausstellungshühner früh beginnen möchte, kann dieser Strategie folgen:

Wenn den Hennen ab Ende November ein Lichtprogramm mit 14 Stunden am Tag geboten wird, fangen sie nach drei Wochen mit dem Legen an.

Nach zwei weiteren Wochen werden die Bruteier eingesammelt und im kühlen Raum regelmäßig gewendet und dann in einer Brutmaschine ausgebrütet.

Nach der achten Lebenswoche sind die Bielefelder Kennhuhn Küken groß genug, um bei gutem Wetter raus zu können.

Farbschläge

Anerkannte Farbschläge:

  • kennsperber (gesperbert-rot-wildfarbig)
  • silber-kennsperber

Gut zu wissen

  • Für Züchter ist es ein Vorteil, wenn sie bereits am Schlupftag Hennen und Hähne unterscheiden können. Bereits 1930 hatten englische Hühnerzüchter die Idee, kennfarbene Farbschläge oder Rassen zu erzüchten. Bei den meisten Hühnerrassen könnten höchstens Experten am Schlupftag das Geschlecht bestimmen, bei Kennhühnern wie dem Bielefelder Kennhuhn kann es jeder.
  • Für verschiedene Hühnerrassen wurden kennfarbige Farbschläge erzüchtet. Doch die Bielefelder Kennhühner entwickeln eine einzigartige Kennsperber-Zeichnung.
  • Die genetischen Eigenschaften für gesperberte oder goldene Farbschläge sind geschlechtsgebunden, weswegen es zu einheitlichen Unterschieden zwischen Hahn und Henne kommt und reinrassige Hähne heller wirken.
  • Inzwischen zeichnen sich in Deutschland zwei Linien der Bielefelder Kennhühner ab. In Ostdeutschland wird eine schwere Form bevorzugt, die jedoch Mängel an den Kopfpunkten aufweist, Kamm und Kehllappen sind außerdem zu groß. Dafür wird die gewünschte Kastenform erreicht, doch wegen des Gewichts neigen vor allem die Hennen zum Krüperstand. Die leichtere Westlinie ist bei den Kopfpunkten und der Sperberung ausgereifter, viele Hähne treffen jedoch die geforderte Kastenform nicht.
  • Bielefelder Kennhühner haben ein feinfaseriges und wohlschmeckendes Fleisch, wachsen schnell und sind leicht mästbar, weswegen dem Züchter keine Hähne überbleiben.
  • Bielefelder Zwerg-Kennhühner wurden nur vier Jahre nach der Großform im Jahr 1984 anerkannt. Die Hennen kommen auf 1,1, die Hähne auf 1,3 kg. Bruteier sollen wenigstens 49 Gramm wiegen, die Hennen schaffen bis 160 braune Eier.

Die Hühnerrasse Bielefelder Kennhühner

Ursprünge der Bielefelder Kennhühner

Um 1973 begann Gerd Roth mit der Erzüchtung seiner Hühnerrasse. Es sollte ein robustes schweres und ruhiges Huhn mit guter Legeleistung und gutem Fleischansatz mit Kennsperber-Eigenschaft werden. 1976 stellte er seine Hühner als Deutsche Kennhühner in Hannover aus. Aus den Reihen verschiedener Sondervereine wurde der Name bemängelt, womit Gerd Roth ein anderer regionaler Bezug für seine Schöpfung nahegelegt wurde. Er hat die junge Hühnerrasse zwar in Hannover erzüchtet, hat jedoch einen starken Bezug zu Bielefeld und dem dortigen Stadtverband, in welchem er einer Vorstandstätigkeit nachkam. Schon hießen sie Bielefelder Kennhühner, die 1980 offiziell vom B.D.R.G. anerkannt wurden. Zur weiteren Auswahl standen die Namen westfälisches Kennhuhn, Bielefelder und Lipper Huhn.

Entwicklung der Rasse Bielefelder Kennhühner

Gerd Roth hatte als Erzüchter klare Ziele. Das robuste Huhn soll viele schwere Eier legen, Fleisch ansetzen, sein Futter selber suchen und ein Kennsperber sein. Ausgangsrassen waren deswegen halbasiatische Hühnerrassen, die bereits eine gute Legeleistung und hohe Vitalität mitzubringen hatten. Die Idee war, die Wildfarbe mit dem Sperberfaktor zu kombinieren, um zugleich kennfarbige Hühner zu erzüchten. Nur gesperberte Farbschläge oder Exemplare mit Streifungsfaktor vererben die Kennfarbigkeit, weswegen diese gewählt wurden. Ausgangsrassen waren Amrock, Mechelner, Rhodeländer, Welsumer und New Hampshire. Dabei wurde auf eine Urwüchsige Linie geachtet, wie sie bereits beim Bankivahuhn als Urahn aller Haushühner auftritt.

Zuerst entstanden Kennsperber mit einem roten bis rot-gelben Mantelgefieder, welches durch hellgraue Sperberstreifen optisch hervorsticht. Kurz darauf entstanden die Silber-Kennsperber, die eine graue Sperberzeichnung auf silberweißem Mantelgefieder ausprägen.

Heutige Bedeutung der Bielefelder Kennhühner

Es handelt sich um gute Wirtschaftshühner, die keine hohen Ansprüche an Stall oder Futter haben und dem Wetter trotzen. Zudem sind es auffallend schöne und massig wirkende Hühner, die sich mit anderen friedlichen Tieren gut vertragen, aber von anderen Hühnern schnell unterdrückt werden.

Die junge Hühnerrasse erfreute sich direkt einer großen Beliebtheit bei Selbstversorgern, Hobbyhaltern, Ausstellern oder Züchtern. Schnell fanden die Kennsperber auch in anderen Ländern ihre Heimat. Auch wenn auf wirtschaftliche Aspekte optimiert wird, bleiben die schönen Hühner gegenüber den kommerziellen Hybridhühnern unwirtschaftlich.

Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt

Der Erzüchter Gerd Roth hatte mit seinen Bielefelder Kennhühnern nicht grundlos Erfolg. Als erfahrener Hühnerzüchter war er bereits gut vernetzt und besetzte im Stadtverband Bielefeld Vorstandsposten. Nach der Erzüchtung der jungen Rasse gründeten sich bald der Sonderverein Bielefelder Kennhühner und der Sonderverein Bielefelder-Zwerg-Kennhühner.

Mit der Anerkennung einer Hühnerrasse wird zugleich ein Rassestandard definiert und von gewissenhaften Züchtern befolgt. Zum Durchbruch verhalf den Bielefelder Kennhühnern aber gewiss ihr beeindruckendes massiges Erscheinungsbild. Schnell fanden sich auch in anderen Ländern Zuchtbestände dieser beeindruckenden Kennsperber.

Die Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland zählte im Jahr 2000 einen Bestand mit 2435 Zuchthennen und 539 Zuchthähnen. Bis 2008 wurden es weniger, bis 2016 wieder mehr, 2046 Hennen und 534 Hähne wurden bei 295 Züchtern gezählt. Während die Kennsperber in dieser Zeit tendenziell weniger wurden, konnte der Bestand der Silber-Kennsperber auf immerhin 141 Hennen und 37 Hähne bei 21 Züchtern ausgebaut werden.

Bielefelder Kennhühner gelten insgesamt als nicht gefährdet, viele andere Rassehühner kommen in Deutschland mitsamt aller Farbschläge nicht einmal auf 1000 Zuchttiere.

Zuchtziele der Bielefelder Kennhühner

Es sind große, schwere, weniger als mittelhoch gestellte Hühner, die eine lange und gerade Rückenlinie bilden, die Schenkel sollen nicht sichtbar hervortreten. Der Rumpf bildet eine Kastenform, die durch die lange grade Rückenlinie untermauert wird. Unter Züchtern wird auch vom Backsteintypus gesprochen. Die kurzen Läufe der Bielefelder Kennhühner erscheinen im kräftigen Gelb. Auch wegen ihrer Größe handelt es sich um gemütliche und friedliche Wesen, die dennoch immer lebhaft und emsig nach Futter suchen.

Der einfache rote Stehkamm soll bei Hahn und Henne vier bis sechs Zacken aufweisen. Die ovalen, nicht zu langen Kehllappen und mittelgroße Ohrlappen sowie das Gesicht erscheinen ebenfalls rot, die Augen sind orangerot. Der gelblich-hornfarbige Schnabel soll mittellang erscheinen.

Bei Bielefelder Kennhühnern müssen alle Körperpartien breit erscheinen. Die massigen Hühner haben eine breite und gewölbte Brust, die in einen fast gleich breiten Bauch und dann in die mittellangen Läufe übergeht. Der nicht zu lange, luftig gespreizt getragene Hahnenschwanz winkelt als Verlängerung der Rückenlinie mit rund 45° ab, bei der Henne wirkt der Übergang etwas flacher und fließender. Abgesehen geschlechtsspezifischer Merkmale wie Hahnenschwanz, Kamm und Kehllappen sowie der Gesamtgröße unterscheiden sich Hahn und Henne kaum. Hähne stechen mit ihrem bunteren und fleckigerem Gefieder jedoch hervor. Wenn sich die kraftvollen Hühner bewegen, kommt das mittelfest anliegende Federkleid richtig in Wallung.

In der Zucht muss bei Hennen sehr darauf geachtet werden, dass der vordere Hals und die Brust nicht, aber der Rücken intensiv gesperbert ist. Hähne sollen insgesamt gut durchgezeichnet sein sowie generell auf einwandfreie Kopfpunkte zu achten ist.

Kurz und bündig lauten die Zuchtziele:

  • massige, kaum mittelhoch gestellte schwere Hühner
  • hohe Legeleistung und gute Mästbarkeit
  • Erhaltung der Kennsperberung
  • robustes, wetterhartes und vitales Huhn
  • ruhiges, gemütliches aber zutrauliches Wesen