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Schweizerhuhn

robust, frohwüchsig, winterleger

SchweizerhuhnLukas Beno / shutterstock.com

Steckbrief: Schweizerhuhn

Herkunftsland

Schweiz

Eigenschaften

robust, frohwüchsig, winterleger

Farbschläge

weiß

Eier

55 g

Farbe der Eier: Chremfarben

Mindestgewicht für Bruteier

55 g

Legeleistung

185 Eier / Jahr

Gewicht Hahn und Henne

Henne: 2,4 - 2,8 kg, Hahn: 2,8 - 3,5 kg

Brutlust

30 %

Flugfähigkeit

40 %

Platzbedarf

60 %

Hinweis

Um 1908 entstand das Schweizerhuhn als Zweinutzungshuhn in einer Zeit, in der sich ein großer Teil der Bevölkerung noch selber versorgen musste.

Neben der Leistung war es ausschlaggebend, dass diese robusten Hühner gut durch den Winter kommen. Als weiteres Extra erscheinen sie mit den roten Kopfpunkten und ihrem weißen Gefieder sogar in den Schweizer Nationalfarben.

Dennoch war es auch um diese alte Hühnerrasse schon fast geschehen, als die gezielte Erhaltungszucht sie vor dem Aussterben rettete.

Haltung

Aus der Ferne wirken Schweizerhühner wie gewöhnliche weiße Legehybride, doch der Eindruck täuscht. Die Zweinutzungshühner sind insgesamt massiger, also breiter in der Statur.

Außerdem haben sie nur kleine Rosenkämme, die in frostigen Höhenlagen ein enormer Vorteil sind. Auch durch das anliegende weiße Gefieder mit seinem dichten Untergefieder sind sie für kalte Winter gewappnet. Diese Hühner sind also perfekt für voralpine Regionen geeignet, denn zu weit oben wird das Futter ohnehin knapper.

Schweizerhuhn Hahn und Haltungguentermanaus / shutterstock.com

Auslauf und Hühnerzaun

Insgesamt sind die als bodenständig geltenden Schweizerhühner bereits so schwer, dass sie von allein am Boden bleiben und nicht gut fliegen könnten. Ein mittelhoher Zaun oder ein einfaches Hühnernetz werden zur Eingrenzung der Hühnerweide bereits genügen.

Auch das Schweizerhuhn wünscht sich Deckung und Schatten sowie einige trockne Stellen für das Staubbad. Ein paar grüne Flächen und Stellen zum Scharren runden alles ab, schon sind diese ruhigen Hühner bereits zufriedengestellt.

Unser Tipp

Mehr Auslauf ist auch wegen eingesparter Futterkosten besser, doch die genügsamen Federtiere werden sich zur Not mit 5 m² pro Exemplar anfreunden, wenn die Fütterung stimmt.

Neben den Körnern und einer Eiweißquelle wie Sojaschrot benötigen die Tiere ihre Vitamine, weswegen ein paar Gemüsereste im Winter nicht verkehrt sind.

Hühnerstall

Dank der Rosenkämme und des dichten Untergefieders reicht es den Schweizerhühnern, wenn ihr Hühnerstall vor Wind und Nässe schützt und es noch so warm bleibt, dass die Tränke nicht zufriert.

Wie auch die meisten anderen Hühner wünscht sich das Schweizerhuhn neben dem Scharrbereich mit der Futterstelle ein Legenest auf drei Hennen und passend lange Sitzstangen über dem Kotbrett. Diese müssen lang genug sein, damit jedes Huhn seinen Platz findet.

Außerdem soll das Fenster in etwa 20 % der Grundfläche einnehmen. Auf 5 m² Stallfläche wäre also 1 m² Fensterfläche gut. Das würde zumindest schon für 20 Hühner reichen, die sich sehr freuen, wenn die Hühnerklappe direkt mit der Sonne aufgeht.

Der Hühnerstall soll vor allem bei den Sitzstangen vor Zugluft schützen, dennoch muss die Luft frisch und trocken bleiben. Es muss also eine gut einstellbare Lüftung geben, die aufsteigende warme Luft soll oben abziehen.

Charakter

Das Schweizerhuhn ist nicht nur ruhig, es kann richtig anhänglich werden. Damit eignet es sich nicht allein für Selbstversorger, sondern auch für Hobbyhalter mit Familie.

Eier und Legeleistung

Schweizerhühner zählen zu den Winterlegern, die dadurch auch in der kalten Jahreszeit eine gehaltvolle Fütterung benötigen. Sie legen 170 bis 200 Eier im ersten Jahr, die cremefarbig erscheinen. Gelegentlich zeichnet sich ein lila Schimmer mit weißen Punkten auf der Schale ab.

Das Mindestgewicht für Bruteier beträgt 55 Gramm.

Diese Legeleistung nimmt durchaus mit der Zeit ab, bleibt aber für die ersten Jahre auf einem relativ hohen Niveau.

Küken

Die Küken gelten als robust und befiedern schnell, weswegen sie in der Aufzucht insgesamt einfach sind. Sie benötigen dennoch einen geschützten und hygienischen Bereich wie eine Kükenbox mit Wärmeplatte und Kükenstarter. Das Wasser wäre mehrfach täglich zu wechseln, um zugleich verschmutzte Stellen zu reinigen.

Unser Tipp

Neben dem Kükenfutter freuen sich die Küken nach ein paar Tagen bereits über frisches Grün von der Kräuterwiese oder Resten vom Blattsalat. Etwas Sand kann bei der Verdauung helfen, Steine und Tannenzapfen dienen als Spielzeug.

Sobald die Küken befiedert sind, können sie bei mildem Wetter in einen begrenzten Auslauf.

Geschlecht erkennen

Dass Hahn und Henne ein weißes Gefieder bilden, erschwert die Bestimmung der Geschlechter. Die Jungvögel, die einen breiteren Erbsenkamm bilden und etwas später Schwanzsicheln entwickeln und krähen, sind Hähne.

Diese können als Hahnengruppe auf Mastfutter umgestellt werden, während die Hennen ein Futter für Junghennen benötigen.

Brutlaune

Für die bessere Legeleistung sollen Schweizerhühner nicht in Brutlaune geraten, die deswegen weggezüchtet wurde. Wer einen Zuchtstamm aus einem Hahn mit drei bis fünf Hennen bildet, muss seine Bruteier also einer anderen Henne unterschieben oder auf Kunstbrut setzen.

Farbschläge

Anerkannte Farbschläge:

In Deutschland nicht anerkannt.

  • weiß

Für wen eignet sich das Schweizerhuhn?

Gerade für Regionen mit langen, kalten Wintermonaten sind diese Hühner eine hervorragende Wahl. Ihrem Kamm kann der Frost kaum was anhaben, ihr massige Körper hält der Kälte stand und als Winterleger sorgen sie selbst im Winter für frische Frühstückseier.

Doch auch für den Familiengarten in gemäßigten Regionen eignen sich diese urigen Hühner gut. Mit ihrer zutraulichen und gemütlichen Art und ihrer stattlichen Legeleistung begeistern sie sowohl Familien als auch Selbstversorger.

Gut zu wissen

  • Außerhalb der Schweiz konnten die voralpinen Hühner nie einen nennenswerten Durchbruch verzeichnen.
  • Die Blütezeit der Schweizerhühner lag vor und während des Zweiten Weltkriegs, als Selbstversorgung aus dem Garten noch üblich war.
  • Trotz der zwischenzeitlich übersichtlichen Bestände wurden durchgehend einige Exemplare auf der Nationalen Geflügelschau ausgestellt, auf der 1949 immerhin stolze 181 Schweizerhühner gezählt wurden.
  • Exemplare mit besonders rotem Erbsenkamm gelten als robuster.
  • Die Qualität des Fleisches gilt als gut und die Eier haben einen tendenziell satteren Dotter.
  • Die Ablehnung des Kükentötens könnte das alte Zweinutzungshuhn wieder interessanter machen. An der Eidgenössischen Technischen Hochschule wurden bereits Versuche mit Schweizerhühnern, Mechelner Hühnern und der Hybridrasse Lohmann Dual ausgewertet. Im Vergleich zum Fleisch-Hybriden waren Schweizerhühner und Mechelner weit abgeschlagen und auch in der Legeleistung lagen sie hinter dem Lohmann Dual, welches nicht ganz beim Legehybriden mitkommt.
  • Es gibt als Ebenbild zur Großform inzwischen Zwerg-Schweizerhühner, die bereits 1946 anerkannt wurden. Die Henne wiegt 900 Gramm und legt 160 gelbliche Eier mit rund 30 Gramm Gewicht.

Die Hühnerrasse Schweizerhuhn

Ursprünge der Schweizerhühner

Als Erzüchter der Schweizerhühner gilt Alfred Weiss aus Amriswil bei St. Gallen am Bodensee. Für das Jahr der Erzüchtung wird meistens 1905, aber gelegentlich 1908 angegeben. Bereits 1910 soll sich ein erster Verein gegründet und einen Rassestandard aufgestellt haben. Andere Quellen nennen als Gründungsjahr für den bis heute existierenden „Klub der Appenzeller- und Schweizerhuhn-Züchter“ das Jahr 1920. Dieser gibt 1908 als Jahr der Erzüchtung an.

Möglicherweise handelt es sich um zwei verschiedene Vereine. Zumindest wird berichtet, dass dieser Verein bis zum Zweiten Weltkrieg durchgehend Mitglieder gewinnen konnte, bis davon 1971 nur noch sechs gezählt wurden.

Entwicklung der Rasse Schweizerhuhn

Alfred Weiss ließ verschiedene Rassen in sein Schweizerhuhn einfließen, welches von Anfang an ein Zweinutzungshuhn für den alpinen Raum werden sollte. Die dominierenden Ausgangsrassen sind jedoch weiße Orpington und Wyandotten. Die Orpington bringen Gewicht in die Linie und Wyandotten vererben den wichtigen Erbsenkamm.

Dass sich einst wie heute ausschließlich weiß als Farbschlag durchsetzen konnte, ist wohl dem Zufall geschuldet, dass dieses Weiß und die roten Kopfpunkte bereits die Schweizer Nationalfarben abdecken.

Im späteren Verlauf wurden Schweizerhühner selten und Einkreuzungen zur Auffrischung der Blutlinie waren nötig.

Neben diesen anerkannten Gegebenheiten gibt es noch einige dunkle Bereiche in der Entstehungsgeschichte. Deutsche Reichshühner entstanden vermutlich 1895 und wurden erstmals 1907 ausgestellt, im Jahr 1908 anerkannt und dadurch zugleich bekannter. In diese Rasse flossen neben anderen Rassen Orpington und in die weißen vermutlich Wyandotten ein. Die weißen sind dem Schweizerhuhn sehr ähnlich. Eigentlich wird eine direkte Verwandtschaft ausgeschlossen, dennoch gab es in Amriswil einen A. Weiss, der ein Buch über das Deutsche Reichshuhn verfasst hat. Es könnte sich also um den Erzüchter Alfred Weiss handeln, über den nicht mehr viel bekannt ist.

1914 begann der Erste Weltkrieg, womit das Deutsche Kaiserreich und zugleich dessen Hühner verpönt war. Deutsche Reichshühner wurde als Namensgebung also untragbar, wodurch sie nun Schweizerhühner hießen. Nicht nur das, bis dahin widmete sich der Schweizer Klub den Reichshühnern und nannte sich am 05.02.1922 offiziell um.

Würde diese Theorie samt dem Entstehungsjahr der Reichshühner stimmen, wäre zugleich das Entstehungsjahr für die Schweizerhühner nicht 1905 und nicht einmal 1908. Unbestreitbar ist zumindest, dass die Geschichte hier und da mal umgeschrieben wird, weswegen heute vielleicht auch wichtige historische Belege fehlen.

Heutige Bedeutung der Schweizerhühner

Damals wie heute werden Schweizerhühner meist in der Schweiz in der Kernregion der deutschsprachigen Schweiz gezüchtet. Einst ging es um das robuste Huhn für Selbstversorger und genau dafür sind Schweizerhühner auch heute noch eine sehr gute Wahl. Es sind zugleich schöne und anhängliche Hühner für den Hobbygarten, die sich direkt mit der ganzen Familie anfreunden. Außerdem handelt es sich zwar um schlichte, aber dennoch elegante Hühner für Aussteller.

Die einstige wirtschaftliche Bedeutung dieser voralpinen Hühner ist jedoch vergangen. Es wäre jedoch denkbar, dass sie in künftige Zweinutzungs-Hybriden einfließen.

Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt

Vom ehemals gängigen Selbstversorgerhuhn waren höchstens noch 50 zur Zucht geeignete Exemplare vorhanden, als ProSpecieRara im Jahr 1991 die Erhaltungszucht begann. Auch einige Einkreuzungen zur Auffrischung der Blutlinie haben dem Schweizerhuhn neues Leben eingehaucht. In der Schweiz nehmen die Bestände tendenziell zu und eine Zählung ergibt rund 3000 Exemplare für die ersten Jahre der 2020er.

Neben ProSpecieRara gilt der „Klub der Appenzeller- und Schweizerhuhn-Züchter“ als Ansprechpartner für diese Rasse.

Zuchtziele der Schweizerhühner

Schweizerhühner sind kräftig gebaute mittelschwere Hühner in mittelhoher Stellung. Sie tragen ihren langgestreckten Rumpf waagerecht, Hähne jedoch leicht aufgerichtet. Die gerundeten Schultern setzen breit an und gehen in den langen Rücken über. Die breite Brust ist voll und zieht sich tief runter, sie geht in den voll entwickelten Bauch über. Das bodenständige Schweizerhuhn wirkt dadurch insgesamt gedrungen und ausgeglichen.

Der breit ansetzende geperlte Rosenkamm soll den Schädel nicht seitlich überragen. Er läuft in einem spitzen Dorn waagerecht aus. Die ovalen Kehllappen und der Rosenkamm sind satt rot gefärbt, die Augen erscheinen orange bis rötlich. Auch das glatte Gesicht erscheint rot und ist höchstens schwach befiedert.

In seiner Form ist der mittelgroße Kopf schmal, er trägt einen kurzen kräftigen Schnabel, der hell-hornfarbig erscheint. Die Läufe mit ihren vier gut gespreizte Zehen sind hell-hornfarbig oder sogar weiß.

Der mittellange Hals bildet beim Hahn wie auch der Sattel einen vollen Behang. Den Hahnenschwanz zieren einige große Hauptsicheln und viele Nebensicheln, die alle gut gerundet ausgebildet werden. Der geschlossen getragene Schwanz wird bis maximal 45° angehoben getragen.

Schweizerhühner haben ein weiches Gefieder mit dichtem Untergefieder, das glatt anliegt. Eine Kissenbildung ist unerwünscht. Die mittellangen Flügel werden geschlossen getragen und liegen gut an. Die Schenkel sind wie die Läufe mittellang und treten etwas hervor. Hahn und Henne unterscheiden sich nur in den geschlechtsbedingten Unterschieden.

Kurz und bündig lauten die Zuchtziele

  • frohwüchsige vitale Hühner
  • Festigung der Leistungswerte für Eier und Fleisch
  • langlebige winterharte Hühner