Hinweis
Das Rheinländer Huhn wurde um 1900 erzüchtet. Dr. Rudolf von Langen erkannte, dass die Hühner in der Eifel zwar dem Wetter trotzten, aber nicht wirtschaftlich waren. In der rauen Lage hätten sich andere Rassen vermutlich nicht durchgesetzt.Durch gezielte Zucht entstanden deswegen „Rheinländer“: Robust und wetterbeständig mit guter Legeleistung und verwertbaren Bruderhähnen. Diese Hühner werden auf eine mehrjährig gute Legeleistung optimiert und sind pflegeleicht.
Haltung
Auslauf
Rheinländer Hühner sind robuste und anspruchslose Hühner, die als Standorttreu gelten und lediglich einen großen Auslauf wünschen. Ist dieser klein, soll er durch eine hohe oder überspannte Umzäunung geschützt werden.
Rheinländer können gut fliegen, machen es aber wegen ihres Gewichts nicht gerne. Ein großer und gut strukturierter Auslauf lässt sich deswegen bereits mit einem mittelhohen Hühnernetz eingrenzen.
Hühnerstall
Auch beim Hühnerstall stellen diese Winterleger nur geringe Ansprüche: Der Stall wird wie für andere Hühner eingerichtet, soll vor Nässe und Zugluft schützen, muss aber nicht isoliert sein.
Zur Sicherheit soll die Tränke im Winter auf einem Tränkenwärmer stehen.
Futter
Mit einer Legeleistung von 180 Eiern im Jahr sind Rheinländer Leistungshühner, die eine entsprechende Fütterung benötigen. Solange sie im Freilauf viel Futter finden, kann das Legefutter deutlich reduziert werden.
Im Winter freuen sich die Hühner zudem über etwas Grünfutter oder Reste von Obst und Gemüse, solange diese sich für die Hühnerfütterung eignen.
Charakter
Rheinländer sind friedliche, harmonische und sogar anhängliche Hühner. Selbst die Bruderhähne können relativ lange zusammen bleiben. Doch letztendlich vertragen sich zu viele Hähne auf wenig Raum oder mit wenig Hennen nicht.
Insgesamt eignen sich diese pflegeleichten und leicht zähmbaren Hühner für Anfänger.
Eier und Legeleistung
Die Hennen legen im ersten Legejahr 180 weiße Eier mit einem Gewicht von 55 bis 65 Gramm. Sie legen auch in den Wintermonaten und sie legen im Alter besser, als die meisten anderen Hühnerrassen.
Hinweis
Einige Quellen nennen für Rheinländer 250 bis 280 Eier für das erste Legejahr. Selbst für eine sehr gute Legerasse wären diese Angaben jedoch unglaubwürdig.Küken
Naturbrut wird es nur mit Leihhennen geben, das Rheinländer Huhn wird nur sehr selten brütig.
Die Küken können in einer geschützten Kükenbox vorgezogen werden. Wenn sie etwas größer sind, brauchen sie mehr Platz. Mit genügender Befiederung können sie bei mildem Wetter in einen kleinen Freilauf.
Insgesamt wachsen die frohwüchsigen Küken auch ohne Mastfutter schnell heran. Sie gelten letztendlich nicht als besonders empfindlich, brauchen aber im Anfang ihre Pflege. Wichtig bleibt, dass die Küken zuerst Kükenstarter, dann Kükenfutter und auch etwas Grün- und Frischfutter erhalten. Zudem spielen sie gerne mit Steinchen, Tannenzapfen, Ästen oder ähnlichen Dingen.
Rheinländer Huhn kaufen
Inzwischen gilt das Rheinländer Huhn als bedroht, daher ist es mühsam einen Züchter zu finden, bei dem man das Rheinländer Huhn kaufen kann. Nur noch in wenigen örtlichen Kleintierzuchtvereinen findet man Züchter dieser robusten Hühnerrasse.
Mit dem „Sonderverein der Züchter der Rheinländer und Zwerg-Rheinländer Hühner e.V.“ steht jedoch dem interessierten Halter eine hervorragende Anlaufstelle zur Verfügung. Hier kann man nicht nur Rheinländer Hühner kaufen, auch Bruteier und viele Tipps zu dieser ganz besonderen Hühnerrasse findet man dort. Eine sehr empfehlenswerte Anlaufstelle für zukünftige Halter und Züchter des Rheinländer Huhns.
Farbschläge
Anerkannte Farbschläge:
- schwarz
- weiß
- rebhuhnfarbig
- blaugesäumt
- gesperbert
- silberhalsig
- orangenhalsig
- blau-rebhuhnhalsig
- weiß-schwarzcolumbia
Bereits erzüchtet
- kennfarbige
- blausilberhalsige
Gut zu wissen
- Rheinländer gelten als gute Futterverwerter.
- Die Hühnerrasse hieß zuerst nach ihrem Ausgangsort „Eifler Hühner“.
- Rheinländer sind nicht nur gegen Kälte beständig, sie sind kaum anfällig für Erkrankungen und werden auch mit Parasiten gut fertig.
- Das Rheinländer Huhn wird auf eine mehrjährige Legetätigkeit optimiert und legt selbst nach dem zweiten Legejahr einigermaßen gut.
- Dr. von Langen entdeckte als Erzüchter die Entwicklung des „Fallnestes“, welches er für die Selektierung seiner Legehennen verwendete. Die Hennen betreten das Nest, welches sich danach verschließt. Jeder Henne lässt sich damit eindeutig ihre Legeleistung bescheinigen. Nur Hennen mit über 180 Eiern im ersten Legejahr flossen in die Zucht.
- Die französischen Le Mans und Mantes wurden eingekreuzt, weswegen Rheinländer selbst im Winter viele schwere Eier legen und schnell heranwachsen.
- Das schwere Landhuhn hat einen guten Fleischansatz und liefert schmackhaftes weißes Fleisch.
- Zeitgleich entstand im nahen Elsass das Elsässer Huhn, welches im Typus Ähnlichkeiten zum Rheinländer aufweist. Angeblich wurden beide Rassen und rosenkämmige Minorka in einem Rassestandard zusammengefasst.
- Im Jahr 1907 machten zwei Stämme der Rheinländer Hühner beim „Deutschen Wettlegen“ die ersten beiden Plätze. Fünf der Hennen brachten es auf zusammen 931 Eier, im Schnitt also 186,2. Das förderte die Bekanntheit und führte zum Durchbruch dieser jungen Rasse.
- Bereits im Jahr 1910 erreichten erste Rheinländer die Schweiz. Auf der Nationalen Geflügelschau von 1932 waren sie bereits mit 90 Exemplaren zugegen, 1950 waren es 146 Hühner.
- Von 1910 bis 1913 erreichten die ersten Rheinländer die USA.
- Als ursprünglicher oder typischer Farbschlag gilt der schwarze, der durch seinen käfergrünen Glanz besticht. Dieses ist zugleich der am meisten verbreitete Farbschlag der Rheinländer. In einigen Ländern werden nur die Schwarzen anerkannt.
- Durch die Einkreuzung der Deutschen Sperber entstand der gesperberte Farbschlag, der 1930 vorgestellt wurde.
- Neben der Großform entstanden auch die Zwerg-Rheinländer in Deutschland. Erstmals wurden 1921 die schwarzen ausgestellt. Diese unterscheiden sich optisch nur in der Größe zur Großform. Hähne erreichen 1,1 und Hennen 0,9 kg. Letztere legen rund 170 Eier im Jahr, das Mindestgewicht für Bruteier liegt bei 35 Gramm.
Die Hühnerrasse Rheinländer
Ursprünge der Rheinländer
Als gesichert gilt, dass Dr. Hans Rudolf von Langen das Rheinländer Huhn gezielt erzüchtete. Er lebte in Euskirchen am nördlichen Rand der Eifel. Dr. von Langen wurde 1893 Mitgeschäftsführer der Zuckerfabrik „Pfeifer & Langen“ im Euskirchener Stadtteil Kuchenheim. Wegen der Nähe zu Köln wird häufig die „Zuckerfabrik in Köln“ genannt.
Dr. von Langen erkannte, dass das einstige Eifler Landhuhn zwar dem Wetter widersteht, aber keine gute Leistung mitbringt. Eine andere Hühnerrasse hätte wohl mit dem Wetter Probleme gehabt. Aus diesen Beweggründen widmete sich Dr. von Langen der Hühnerzucht, wie es viele betuchte Leute in diesen Zeiten machten. Sein Ziel war, ein wetter- und kältefestes, robustes sowie zutrauliches Huhn mit mehrjährig hoher Legeleistung und gutem Fleischansatz zu erzüchten.
Die Anfänge der erfolgreichen Zucht werden auf die Jahre 1893 bis 1894 datiert und hießen zuerst „Eifler Hühner“. Bereits 1897 wurde die neue Rasse auf der vierten Deutschen Nationalen Geflügelausstellung im silberhalsigen Farbschlag als „Silberhalsige Deutsche Landhühner“ vorgestellt. Eine andere Quelle erwähnt die erste Ausstellung für das Jahr 1907 auf der Großlichterfeldener Geflügelschau.
Im Jahr 1907 gewann die neue Hühnerrasse beim „Deutschen Wettlegen“ gegen Wyandotten und viele andere Rassen. In der Berichterstattung wurden sie als Rheinländer bezeichnet und erhielten damit ihren Namen. Mit dieser Bekanntheit verbreiteten sie sich schnell.
Entwicklung der Rasse Rheinländer
Es finden sich gleich drei Theorien für die Entwicklung der Rheinländer, die sich teils überschneiden und damit weitgehend stimmen können.
Die erste Theorie besagt, dass Dr. Hans Rudolf von Langen die französische Rasse „Le Mans“ in das einstige Eifler Landhuhn einkreuzte. Le Mans verbesserten die Leistungswerte und die Eigenschaft der Winterleger floss ein. Die Hühner, die auf entlegenen Höfen umherliefen, brachten die allgemeine Robustheit.
Eine andere Theorie besagt, dass sein Vorgänger in der Zuckerfabrik rebhuhnfarbene Italiener importierte, die eigentlich als hervorragende Eierleger bekannt waren. Auf die vorgefundenen Exemplare traf das anscheinend nicht zu. Nach ersten Zuchtversuchen liefen Dr. von Langen ein paar Eifler Landhühner über den Weg. Diese machten mit ihrem grünen Glanz auf dem schwarzen Gefieder einen guten Eindruck. Er wollte einige silberhalsige erstehen, doch die Bäuerinnen gaben diese wegen ihrer guten Leistung nicht ab. Dennoch konnte er ähnliche Hühner erstehen und gab schon nach kurzer Zeit die Zucht der rebhuhnfarbenen Italiener auf. Ob es zu Einkreuzungen kam, wird in dieser Theorie nicht weiter ausgeführt.
Die vielleicht wahrscheinlichste Theorie setzt wieder bei den rebhuhnfarbenen Italiener an. Dr. von Langen „erbte“ diese Italiener und war nicht ganz zufrieden. Ihm war bekannt, dass es alte Landhühner gibt und er fand sie auf versteckten Höfen in der Eifel. Diese unveredelten Hühner hatten eine ganz unterschiedliche Gefiederzeichnung, doch sie hatten immer einen Rosenkamm und weiße Ohrscheiben. Hähne bildeten meist einen schönen Hahnenschwanz und hatten grünen Glanz auf schwarzen Federpartien. Die zutraulichen Hennen legten so viele Eier und waren so robust, dass die Bauern zuerst keine verkaufen wollten. Diese beiden Rassen wurden nun gekreuzt. Später flossen Ramelsloher und Bergische Kräher ein, um die weißen (1907) und rebhuhnfarbenen zu erzüchten. Auch die französischen Le Mans und Mantes flossen zur Verbesserung der Leistungsmerkmale ein. Als weiterer Farbschlag folgten die schwarzen mit sattem käfergrünem Glanz, deren Erzüchtung fünf Jahre dauerte. Diese wurden erstmals 1903 vorgestellt und gelten inzwischen als der ursprüngliche und typische Farbschlag.
Vermutlich fließen alle drei Theorien ineinander und basieren auf lückenhafte Überlieferung verschiedener Quellen.
Heutige Bedeutung der Rheinländer Hühner
Einst waren Rheinländer Hühner vor allem im Rheinland verbreitet. Inzwischen gibt es sie im ganzen Bundesgebiet und über die Grenzen hinaus. Es handelt sich um sehr gute Hühner für Selbstversorger in schwierigen Lagen mit genug Auslauf. Wenn das Wetter rau und im Winter frostig wird oder der Hühnerstall nicht viel hermacht, sind Rheinländer perfekt. Es handelt sich aber auch um gute Hühner zum Liebhaben oder um schicke Ausstellungstiere. Eine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung haben Rheinländer Hühner heute jedoch nicht mehr. Vielen Züchtern geht es dennoch um den Erhalt der Rasse, auch für künftige Züchtungen.
Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt
Am 14.05.1908 gründete sich der Sonderverein der Züchter des Rheinländerhuhnes in Deutschland. Heute ist es der Sonderverein der Züchter der Rheinländer und Zwerg-Rheinländer Hühner e.V.
Bereits 1910 gelangte die junge Hühnerrasse in die Schweiz, worauf sich 1919 der Spiezialklub für Rheinländer gründete. Auch hier wird nach Rassestandard gezüchtet, die Blutlinie wird dabei aufgefrischt und jung gehalten.
Rheinländer werden in einigen weiteren Ländern anerkannt und nach Rassestandard gezüchtet. Es werden aber nicht immer alle oder sogar nur der schwarze Farbschlag anerkannt.
Im Monitoring der TGRDEU sind die gezählten Zuchttiere in Deutschland seit 2000 fast durchgehend rückläufig. Waren es einst noch 4036 Hennen und 775 Hähne, so wurden 2016 nur noch 1489 Hennen und 296 Hähne bei 163 Züchtern gezählt. In der Liste der gefährdeten Nutztiere stehen Rheinländer damit in Kategorie III und gelten als gefährdet.
Zuchtziele der Rheinländer
Rheinländer bilden eine typische Landhuhnform und gelten als schwere Landhühner. Der fast waagerecht getragene kompakte Rumpf soll eine Länge zur Tiefe von 8:5 aufweisen, es wird von der Backsteinform gesprochen. Diese ist ein Ideal für gute Legetätigkeit, auf die das Rheinländer optimiert wird.
Die Rückenlinie soll gerade sein, die Bauchlinie der Henne verläuft möglichst parallel zur langen Rückenlinie. Der tiefe Bauch wird voll ausgebildet, die kräftigen Schultern werden leicht angehoben getragen, die breite Brust geht tief runter. Der Stand ist knapp mittelhoch und der Knochenbau insgesamt feingliederig. Die fest anliegenden Federn werden breit ausgebildet, die Bauchregion ist flaumiger. Die kräftigen Schenkel treten leicht hervor, die langen Flügel sollen geschlossen und waagerecht anliegen.
Im Vergleich zum Rumpf erscheint der mittelgroße Kopf eher zierlich. Der Schädel ist mittelgroß und wird beim Hahn durch einen fest aufsitzenden fein geperlten kompakten Rosenkamm geziert. Dieser ist kaum mittelgroß und läuft nach hinten in einen Dorn aus, welcher der Nackenlinie folgt. Die kleinen Kehllappen sind rundlich und wie der Rosenkamm und das weitgehend federfreie Gesicht leuchtend rot. Hennen haben mehr kleine Federchen im Gesicht und wirken mit kleineren Kopfpunkten blasser rot.
Die dicken und glatten Ohrscheiben sind rein weiß. Sie kommen beim Hahn in der Größe eines ein-Euro-Stücks bei den meisten Farbschlägen als Kontrast sehr gut zur Geltung. Bei den Hennen wird eher die Größe eines fünf-Cent-Stücks erreicht.
Der lange Hahnenschwanz ist reichlich besichelt und wird im sichtbaren Winkel zum Rücken hoch getragen. Die gut gebogenen Sicheln sind breit, die Enden laufen rund aus, sie dürfen nicht spitz auslaufen. Der mittelhoch getragene Hennenschwanz soll breit ansetzen, aber nicht fächern. Der Hahnenschwanz wird hingegen breit gespreizt. Rheinländer Hähne brauchen zur vollen Entwicklung ihres Schwanzgefieders länger, als andere schnellwachsende Rassen. Neben dem üppigen Hahnenschwanz bilden die Hähne am mittellangen Hals und breiten Sattel reichlich Behang.
Die Läufe sind je nach Farbschlag heller oder dunkler grau und laufen in mittellange gut gespreizte Zehen aus. Die kräftigen Schnäbel sind in Anlehnung zur Lauffarbe gelb bis gräulich. Auch die Augenfarbe variiert mit dem Farbschlag. Von dunkelbraun bei den Schwarzen bis rotbraun bei den Weißen, aber insgesamt weniger auffällig, als bei anderen Rassen.
Wie bei anderen Hühnern unterscheiden sich Hennen zu den Hähnen durch geschlechtsspezifische Merkmale. Doch insgesamt bilden Hennen den Backstein-Rumpf exakter aus und wirken aus der Seitenperspektive bereits kantig.
Die Rheinländer sollen ein friedliches und zutrauliches Gesamtwesen mitbringen. Sie müssen fleißig nach Futter suchen, schwierigen Wetterlagen trotzen und dürfen nicht krank werden.
Kurz und bündig lauten die Zuchtziele:
- Verbesserung der Legeleistung
- Verlängerung der Legetätigkeit
- Erhalt der guten Futterverwertung
- Optimierung der robusten Eigenschaften
- Erhalt des friedlichen und anhänglichen Wesens