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Bayerische Landzwerge

quirlig, brütet gerne, gute Flugfähigkeit, zutraulich

Steckbrief: Bayerische Landzwerge

Herkunftsland

Deutschland

Eigenschaften

quirlig, brütet gerne, gute Flugfähigkeit, zutraulich

Farbschläge

weitere

Eier

40 g

Farbe der Eier: Chremfarben

Mindestgewicht für Bruteier

40 g

Legeleistung

125 Eier / Jahr

Gewicht Hahn und Henne

Henne: < 0,7 kg, Hahn: < 1,1 kg

Brutlust

100 %

Flugfähigkeit

100 %

Platzbedarf

50 %

Hinweis

Das Bayerische Zwerg-Landhuhn beziehungsweise Bayerische Landzwerge wurden durch den bekannten YouTuber Robert Höck, Autor von „Happy Huhn“, in Niederbayern wiederentdeckt.

Die Gefiederzeichnung ist wie bei Schwedischen Blumenhühnern bei jedem Huhn anders, also sehr bunt gemischt. Vermutlich gibt es diese Zwerghuhn-Rasse seit weit über 100 Jahren auf bayrischen Höfen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit geht sie aus den ursprünglichen europäischen Zwerg-Landhühnern hervor, die zu den Urzwergen zählen.

Sie wären dann nahe verwand mit dem Steinpiperl, aber auch Federfüßigen Zwerghühnern, Holländischen Zwerghühnern oder Antwerpener Barthühnern.

Gut zu wissen

Robert Höck nutzt seine Bekanntheit, um dieser vergessenen Zwergrasse neues Leben einzuhauchen. Bei den schön anzusehenden und robusten Hühnchen ist der Erfolg schon fast vorprogrammiert.

Haltung

Der im Jahr 2020 größte noch auffindbare Restbestand überlebte auf einem Hof im Landkreis Straubing. Die Hennen brüten zuverlässig, die Küken befiedern schnell und alle Hühner laufen herum und suchen nach Futter. Das bedeutet, dass Bayerische Landzwerge pflegeleicht und einfach in der Haltung sind und sich selbst für Anfänger eignen.

Hühnerstall

Der Hühnerstall soll wie für andere Hühner eingerichtet sein und wenn er nicht zu weit runterkühlt, ist eine Heizung im Winter nicht notwendig.

Die Hühnerstangen können ruhig etwas höher hängen. Wer das Kotbrett zu den Seiten gut abdichtet, hat unter diesem Platz für ein Staubbad oder den Scharrraum gewonnen.

Die Futterstelle und einige Legenester können gut erreichbar zur anderen Seite liegen. Ein Fenster soll Tageslicht hereinlassen und mit dem Sonnenaufgang möchten die Hühner durch eine Hühnerklappe ins Freie.

Auslauf und Fliegen

Die kleinen Zwerghühner können gut fliegen, tun es aber nicht bei jeder Gelegenheit. Selbst wenn ein paar Hühnchen eine Runde drehen, handelt es sich um standorttreue Tiere. Wegen der Beutegreifer wäre zumindest für relevante Zuchttiere eine Voliere am gesicherten Stall zu wählen.

Wenn diese abwechslungsreich strukturiert ist, kann sie etwas kleiner ausfallen. Mehrere Quadratmeter pro Hühnchen wären dennoch nötig, damit Grünflächen grün bleiben. Auch schräg liegende Wellblechplatten, Sträucher, Bambus oder zum Boden schließende Nadelgehölze sind willkommen.

Futter und Ernährung

Wenn die Hühner fündig werden, lässt sich die Fütterung reduzieren. Diese soll auch im Winter Grün- und Frischfutter enthalten. Doch ein ausgewogenes Basisfutter ist jetzt nötig, während suchende Hühner im Sommer selbst mit einigen Körnern auskommen.

Vergesellschaftung

Solange die Hähne genug Hennen und Platz vorfinden, verstehen sie sich untereinander gut, wenn sie bereits zusammen aufgewachsen sind. Insgesamt sind diese Zwerghühner sogar ausgeglichen und weniger hektisch, als einige andere Zwergrassen.

Für wen eignen sich Bayerische Landzwerge

Das Bayerische Zwerg-Landhuhn ist optisch trotz anderer Proportionen das Gegenstück zum beliebten Schwedischen Blumenhuhn, aber kleiner. Es lässt sich deswegen gut in kleinen Gärten unterbringen, obwohl die Hühner es historisch gewohnt sind, frei über den Hof zu laufen.

Ob als hübsches Zierhuhn, als robustes kleines Familienhuhn oder einfach als Hobby, die Bayerischen Landzwerge werden ihre Halter begeistern.

Eier und Legeleistung

Bislang sind keine genauen Zahlen bekannt. Als gesichert gilt, dass es sich um Winterleger handelt. Dafür, dass die Bayerischen Zwerg-Landhühner nicht auf Leistung herausgezüchtet wurden, wird ihre Legeleistung als gut bewertet.

Das Steinpiperl legt 120 Eier mit rund 25 bis 35 Gramm im ersten Jahr, Bayerische Landzwerge liegen zumindest darüber. Außerdem scheinen die Schalen tendenziell stabil zu sein und erscheinen in weiß bis hell-cremefarbig.

Küken

Die Bayerischen Landzwerge liefen auf den kleinen Höfen mit und mussten sich selber behaupten. Deswegen geraten die Hennen noch sehr zuverlässig in Brutstimmung und führen ihre Küken gut.

Die Küken sind vital, sie befiedern sehr schnell und können nach drei Wochen bereits fliegen. Die Schwungfedern der Flügel sind immerhin etwas weiter in der Entwicklung, als das restliche Gefieder. Damit haben die Küken sehr früh eine bessere Fluchtmöglichkeit.

Unser Tipp

Neben der hygienischen Einstreu mit Wärmeplatte und Wasser- sowie Futterschale freuen sich die Küken nach ein paar Tagen über frisches Grünfutter und andere Leckereien.

Die Küken der Bayerischen Zwerg-Landhühner sind also einfach in der Aufzucht und können bei mildem Wetter schon früh in einen kleinen Auslauf.

Weil das Gefieder sehr abwechslungsreich ist, wären die heranwachsenden Küken an ihren geschlechtsbedingten Merkmalen zu unterscheiden: Größe des Kammes, Sichelbildung, krähen oder gelegte Eier.

Farbschläge

Anerkannte Farbschläge:

Durch den BDRG bislang nicht anerkannt

Die Grundfarben sind bunt gemischt mit gelb, rot, schwarz, wildbraun und sehr häufig mit weißer Scheckung, dem sogenannten Mottled-Faktor, übersät. Jedes Hühnchen ist ein geflecktes Unikat.

Für wen eignen sich Bayerische Landhühner?

Wem die Schwedischen Blumenhühner gut gefallen, jedoch ein Fable für Zwerghühner hat, für den kommen Bayerische Landzwerge in Frage. Diese Hühner sind zudem etwas ruhiger und werden auch zutraulicher als die ähnlichen Steinpiperl.

Für Familien mit Kindern ist die ausgeprägte Brutlaune dieser Hühner ein Vorteil, denn sie brüten ohne Zutun des Halters zuverlässig selbst ihre Küken aus. Daher eignen sich diese Hühner für Familien, für Selbstversorger sowie für Liebhaber.

Gut zu wissen

  • Die durch Robert Höck wiederentdeckten Zwerg-Landhühner wurden „Bauernzwergerl“ genannt, was als Rassename nicht eindeutig gewesen wäre. Deswegen nennt Robert Höck sie „Bayerische Zwerg-Landhühner“, abgekürzt BZLH oder vereinfacht „Bayerische Landzwerge“. Er nennt damit ihren Typ und ordnet diesen der Region zu.
  • Es gibt viele historische Gemälde aus Bayern, die Zwerg-Landhühnr und Landhühner darstellen. Klein- und Großform müssen nicht direkt miteinander verwand sein, Einkreuzungen wird es jedoch gegeben haben. Die Bayerischen Landhühner sind bereits verschwunden.
  • Aufgrund der historischen Gemälde kleiner Landhühner mit vielfältiger Gefiederzeichnung ist naheliegend, dass Bayerische Landzwerge bis wenigstens ins 19. Jahrhundert zurückgehen. Besonders naturgetreu sind die Zeichnungen von Julius Scheuerer.
  • Das gleichschwere Steinpiperl aus Österreich scheint ein sehr naher Verwandter der Bayerischen Zwerg-Landhühner zu sein. Dieses hat meist fleischfarbige und nicht überwiegend gelbe Läufe sowie es tendenziell leichtere Eier legt. Außerdem sind Rosenkämme bei Steinpiperl inzwischen verschwunden. Ansonsten sind die Ähnlichkeiten beider Rassen jedoch hoch.
  • Die Küken fast aller Hühnerrassen schlüpfen exakt nach 21 Tagen. Die der Bayerischen Zwerg-Landhühner kämpfen sich gelegentlich schon nach 19 Tagen aus der Schale.

Die Hühnerrasse Bayerische Landzwerge

Ursprünge der Bayerischen Landzwerge

Die Bayerischen Zwerg-Landhühner entstanden, wie auch andere Landhühner: Sie lebten auf den Höfen, erhielten wenig Pflege und passten sich dem Klima an. Es sind also eher Hühner, die nicht den besten Fleischansatz haben, mittelmäßig legen, aber noch gute Instinkte haben und fleißig ihr Futter suchen.

Dennoch ist es wahrscheinlich, dass die Menschen bereits selektierten und besonders schöne oder leistungsstarke Exemplare laufen ließen, die anderen aber nicht. War sich eine regionale Gesellschaft einig, wie ihre Hühner sein sollen, wäre dieser Faktor bereits formgebend. Weil einstige Gesellschaften beispielsweise auf regionale Trachten einen hohen Wert legten, wäre dieses kollektive Formen also nicht auszuschließen.

Entwicklung der Rasse Bayerische Landzwerge

Das Europäische Zwerg-Landhuhn wird zu den Urzwergen gerechnet. Es gelangte vor langer Zeit nach Europa, breitete sich aus und passte sich in den Regionen dem jeweiligen Klima an. Hier und da traten Mutationen auf, die möglicherweise durch den Menschen selektiert wurden.

Die Bayerischen Landzwerge gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit direkt oder indirekt auf diese Europäischen Zwerg-Landhühner zurück. Eine gezielte Erzüchtung oder Rassezucht hat es vermutlich nie gegeben. Restbestände dieser ehemals gewöhnlichen Zwerg-Landhühner wurden durch den aufgefundenen Halter seit über 60 Jahren gehalten. Einige Hühnerhof-Gemälde aus dem 19. Jahrhundert legen nahe, dass es diese Zwerg-Landhühner bereits deutlich länger geben muss.

Im Körperbau sind die Bayerischen Landzwerge durchaus homogen, doch bei der Gefiederzeichnung ist jedes Hühnchen ein Unikat. Außerdem treten einfache Stehkämme und kleine Rosenkämme sowie gelbe und manchmal fleischfarbige Läufe auf.

Heutige Bedeutung der Bayerischen Landzwerge

Ehemals waren die Bayerischen Zwerg-Landhühner vermutlich willkommene Eier-Lieferanten für die Selbstversorgung, da sie selbst im Winter einige Eier legen. Sie wurden also auf den Höfen geduldet und etwas gefüttert.

Auch heute haben Bayerische Landzwerge keine nennenswerte wirtschaftliche Bedeutung. Sie sind jedoch ein lebendes bayrisches Kulturgut und zugleich ein leicht zu haltendes und hübsches Zierhuhn.

Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt

Robert Höck hat diese Zwerg-Landhühner im Jahr 2020 wiederentdeckt, ihnen einen passenden Namen verliehen und will sie erhalten, aber nicht durchzüchten. Das Federkleid soll deswegen wie bei Schwedischen Blumenhühnern vielfältig bleiben. Auf seinem YouTube-Channel @HappyHuhn veröffentlicht er regelmäßig neue Videos. Hier berichtet er über die Rasse und seine Maßnahmen zu deren Erhalt.

Er greift auf seine Kontakte wie den mitteleuropäischen Hühnerexperten Armin Six zurück, um diese Bayerischen Landzwerge besser einzusortieren. Auch Genanalysen sollen dabei helfen, nahe verwandte Rassen für eine eventuell nötige Auffrischung der Blutlinie zu finden. Österreichische Steinpiperl sind mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr nahe Verwandte und fließen 2021 experimentell ein, obwohl eine richtige Inzuchtdepression bei den Bayerischen Landzwergen noch nicht feststellbar ist.

Lagen die gerade einmal drei auffindbaren Restbestände der Bayerischen Landzwerge im Jahr 2020 bei unter 100 Exemplaren, dürften es inzwischen einige mehr sein. Mit seiner Reichweite hat Robert Höck direkt weitere Erhaltungszüchter für diese Hühner begeistert. Gerade Züchter aus der Region sehen den Anreiz, ein heimisches Huhn zu erhalten.

Zuchtziele der Bayerischen Landhühner

Bislang erkennt der BDRG die Bayerischen Landzwerge nicht an und das könnte so bleiben. Demnach etablieren sich Schwedische Blumenhühner, die ebenfalls in keinem festen Farbschlag gezüchtet werden. Genau solche Rassen ohne Farbschlag werden nicht anerkannt, wobei ein Rassestandard ohne Farbschlag möglich wäre.

Robert Höck wird es wohl nicht allein zu entscheiden haben, aber auch mitwirkende Erhaltungszüchter werden vermutlich das vielfältige Federkleid als entscheidendes Rassemerkmal definieren. Demnach ist kein Huhn einfarbig, sondern immer mehrfarbig gefleckt. Fast immer laufen die Schwanzfedern schwarz aus, setzen aber häufig andersfarbig an. Auch der Halsbehang setzt sich in seiner Zeichnung meistens vom Rumpfgefieder ab. Das Gefieder ist also abwechslungsreich und rote, gelbe, schwarze und braune Töne wechseln sich ab. Viele Bayerische Landzwerge sind zudem durch die weiße Scheckung, als Mottled-Faktor bezeichnet, überzogen.

Wer in seiner Zucht zu viele gelb-braune vorfindet, würde Zuchttiere mit roten und schwarzen  Schwerpunkten ergänzen und umgekehrt. Genauso sollen nicht alle Zuchttiere den Mottled-Faktor mitbringen oder vermissen.

Außerdem sollen die Läufe überwiegend gelb erscheinen, aber auch fleischfarbige gelten als normal. Bei den Kämmen sind hingegen kleine bis mittelgroße Einfachkämme mit gleichmäßiger Zackung genau wie kleine bis mittelgroße Rosenkämme erwünscht.

Es fällt auf, dass Hennen häufig einen auffallend großen Rosenkamm tragen, was bei vielen anderen Rassen den Hähnen vorbehalten bleibt. Der kräftige und nach unten gebogene Schnabel geht fließend in den Schädel über. Insgesamt ist der Kopf eher klein, das Auge ist meist rotbraun und tritt groß in Erscheinung. Der Kamm und die mittelgroßen Kehllappen sind durchaus rot ausgeprägt, aber selbst bei Hähnen tendenziell blasser, als bei vielen anderen Rassen. Auch das Hahnengesicht ist eher blass-rötlich und leicht befiedert. Die Ohrscheiben erscheinen meist weiß, teils mit rötlichem Anflug.

In der Körperform erscheinen Bayerische Zwerg-Landhühner hingegen uniform in einer klassischen Landhuhn-Form. Der Stand ist halbhoch, die breite Brust etwas vorgewölbt und die breite Rückenlinie wird bei Hennen fast waagerecht, bei Hähnen leicht aufgerichtet getragen. Das Schwanzgefieder ist bis 90° angewinkelt insgesamt hoch getragen. Die Schenkel treten etwas hervor und gehen in die federlosen Läufe über.

Von der Seite betrachtet ist das Schwanzgefieder gut gefächert und üppig entwickelt. Hähne überdeckten ihre Steuerfedern mit langen und gut gebogenen Hauptsicheln sowie den Nebensicheln. Selbst einige Hennen scheinen eine Art Nebensicheln zu bilden. Während Hennen den Schwanz nach hinten häufig geschlossen tragen, fächern Hähne diesen gern. Letztere bilden noch reichlich Behang an Hals und Sattel.

Die Flügel liegen an und weisen mit ihren Spitzen mit maximal 45° nach unten. Die Schwungfedern stehen bei einigen Exemplaren sogar leicht über. Das Gefieder liegt an, aber nicht zu straff sowie die Hennen als gute Brüterinnen reichlich Daunen ausbilden.

Kurz und bündig lauten die Zuchtziele

  • vielfältig gefleckte Federzeichnung, mit und ohne Mottled-Faktor
  • Erhalt von einfachen Kämmen und Rosenkämmen
  • starker Bruttrieb der Hennen
  • schnell befiedernde und vitale Küken