Der optimale Nährwert: zwischen 1:3 und 1:9
Ausgewogenes Hühnerfutter braucht also von allen Bestandteilen etwas – im Idealfall die richtige Menge. Grundsätzlich sollte darauf geachtet werden, dass der Fettanteil nicht zu hoch ist und dass das Mengenverhältnis zwischen Stickstoff enthaltenden Futtersubstanzen wie Eiweißen und stickstoffreien Substanzen wie Kohlehydraten und Fetten bei einem Verhältnis von 1:3 bis 1:9 liegt. Diese Relation errechnet sich aus sogenannten Futter- und Nährwerttabellen, bei denen die Nährstoffmenge der Kohlehydrate mit dem Fettgehalt mal 2,3 genommen addiert wird. Dieses Ergebnis wird anschließend mit dem Nährstoffwert des Eiweißes dividiert, wodurch eine Verhältnisangabe entsteht.
Am Beispiel von Mais sieht dies so aus
100 Gramm Mais beinhalten 7,1 Gramm Eiweiß, 3,7 Gramm Fett (mal 2,3 = 8,51) und 60,0 Gramm Kohlehydrate. Dadurch ergibt sich 8,51 (Fettwert) + 60 (Kh-Wert) = 68,51: 7,1 Eiweiß = 1:9,64. Damit liegt der Mais als hochkalorisches Futter etwas über dem eigentlichen Optimum und sollte nur sparsam oder in Verbindungen mit rein eiweißhaltigem Futter (wie Magerquark oder Keimsprossen) gereicht werden, um seinen Nährwert zu optimieren.Notwendige Bestandteile des Hühnerfutters: chemisch betrachtet
Hühnerfutter besteht, lapidar gesagt, aus Wasser und Trockenmasse. Diese wiederum setzt sich aus sogenannten „organischen Substanzen“ wie Eiweiß (Proteine), „Eiweiß-Verbindungen“ (Amide), Kohlehydraten – unter ihnen Rohfaser (Ballaststoffe), Zucker und Stärke – und Fetten zusammen. Zu den organischen Substanzen kommen die organischen Wirkstoffe: fett- und wasserlösliche Vitamine, Enzyme, im Bedarfsfall Antibiotika und Hormone. Diese greifen in den Stoffwechsel ein.
Hinzu kommen sogenannte „anorganische Substanzen“: Spurenelemente wie beispielsweise Eisen, Flour und Jod, sowie Mengenelemente wie Kalzium, Phosphat, Magnesium und Natrium. All diese Bestandteile werden auf dem Futtersack unter dem Begriff „Rohasche“ aufgeführt. Je nach Lebensstadium weichen die Bedürfnisse der Tiere voneinander ab, sodass eine Anpassung des Futters und seiner Bestandteile nötig werden kann.
Proteine
Jeder Körper benötigt Proteine für den Muskelaufbau. Proteine sind der Grundbaustein, aus dem die Muskulatur gemacht ist, denn Proteine, landläufig Eiweiße, sind der wichtigste Aufbaustoff für Gewebe. Aus ihnen besteht jede Zelle, jeder Körper. So benötigt besonders viel Protein auch der Körper der im Ei heranwachsenden Küken, wobei die Proteine, die ein Kükenembryo benötigt, bereits im Ei enthalten sein müssen.
Es ist also naheliegend, dass gerade dieser sensible Baustoff gut ausgewogen – nicht zu viel, nicht zu wenig – im Hühnerfutter vorhanden sein muss. Da man zudem zwischen tierischen Proteinen wie Fleisch, Milchprodukten und eben Eiern und pflanzlichen Proteinen, wie sie in Hülsenfrüchten, Keimlingen, aber auch bestimmnten Pflanzensorten wie Lupinen oder Brenneseln vorkommen, unterscheidet, wenn es um deren Zufuhr im Futter geht, bleibt es für „Selbstfuttermischer“ unerlässlich, sich zumindest mit diesem Grundbaustein des Lebens auseinander zu setzen. Nährwerttabellen, wenigstens aber ein Basisgrundwissen, welche Nährstoffe in welchen Nahrungsmitteln enthalten sind, sollten anfänglich hinzugezogen werden.
Proteingehalt erhöhen
Getrocknete Mehlwürmer sind nicht nur ein begehrter Leckerbissen für die Hühner. Sie eignen sich auch hervorragend um den Proteingehalt des Hühnerfutters zu erhöhen.Amide
Amide werden auf den Futtersäcken in der Regel gemeinsam mit den Eiweißen als „Rohprotein“ aufgeführt, was bereits auf ihre Funktion verweist: sie sind mit dem Protein zusammen die Rohbestandteile der Peptide und sind an Verkettungen und stoffwechselbedingten Umstrukturierungen der Eiweiße beteiligt. Der Amidanteil ist in jungen Pflanzen, Keimlingen und einigen Samen besonders hoch.
Kohlehydrate
Kohlehydrate sind der Treibstoff der Zellen und somit eines jeden lebendigen Körpers – ob Pflanze, Tier oder Mensch: alle Lebewesen sind auf die Zufuhr von Energie angewiesen. Der schnellste Weg, schnell erschließbare Energien zu erhalten, ist der Konsum von Kohlehydraten – sie sind Zucker, die als Einfachzucker vom Körper als Betriebsstoff in den Zellen verarbeitet werden kann. Kohlehydrate befinden sich in Getreide, in Getreideprodukten, in Kartoffeln, Obst und Gemüse. Zu viele Kohlenhydrate, wie sie in Mais in Kombination mit Fett vorkommen, lassen Hühner jedoch verfetten, was zu einem Rückgang der Legeleistung führt. Zwar benötigen die Hühner ab Herbst bei Freilandhaltung etwas mehr Kohlehydrate, um eine gesunde Fettschicht anlegen zu können, jedoch darf diese nicht zu dick werden, muss sie doch mit Einsetzen der wärmeren Jahreszeit langsam ebenso wieder „schmelzen“ wie der Schnee, unter dem sich bereits die Leckereien des kommenden Jahres verbergen…
Fette
Fette sind ideale Energiespeicher, sie sind Träger einiger Vitamine und dienen dem Körper als Energievorrat. Geht es auf den Winter zu, darf das Futter in geringem Maße mit Fetten versetzt werden, um die Hühner in Freilandhaltung auf den Winter vorzubereiten. Es eignet sich hierfür Leinöl, Olivenöl oder Kokosöl, welches neben seinen Energie liefernden Eigenschaften den Vorteil hat, wirksam gegen Endoparasiten eingesetzt werden zu können. Wird bereits ein erhöhter Maisanteil gefüttert oder werden anderweitig fettreiche Substanzen zugeführt, ist eine zusätzliche Fettfütterung unnötig und gegebenenfalls sogar schädlich.
Mineralien, Spurenelemente und Vitamine
Die Kleinstbestandteile der Nahrung sind für jeden gesunden Körüer und die Funktion der Zellen und aller Abläufe im Körper wichtig. Ein Mangel an Mineralien, Vitaminen oder Spurenelementen führt zu Gedeihstörungen bei wachsenden Tieren und zu Leistungseinbußen wie reduzierter Legeleistung oder verlangsamtem Fleischansatz bei ausgewachsenen Hühnern. Auch optisch können die Tiere verlieren: stumpfe Federn, trockene Ständerschuppen und blasse Kämme und Kehlbereiche sind nicht selten auf Mangelerscheinungen zurückzuführen, wenn Halter sich an eigenen Futtermischungen erproben, die nicht das gesamte Nährstoffspektrum abdecken.Ehe sich ein solcher Mangel bemerkbar (und rekonstruierbar) zeigt, kann es sein, dass die Tiere bereits einige Wochen unwissentlich fehlernährt wurden und aus den körpereigenen Ressourcen geschöpft haben. Eindeutiger Hinweis auf Mineralienmagel ist das plötzliche und anderweitig nicht erklärbare Einstellen des Legens.
Kalzium
Dass Kalzium ein wesentlicher Bestandteil des Knochenbaus ist, ist weithin bekannt. Und es entbehrt auch nicht einer gewissen Schlüssigkeit, dass es zur Produktion der Eischalen im Hühnerkörper benötigt wird. Aus diesen wiederum baut das Küken im Embryonalstadium das Kalzium für seinen Knochenbau ab und sorgt so gleichzeitig für einen Porosität der Eischale, die somit zum Schlupfzeitpunkt leichter zerbrechlich ist.
Der Kalziumbedarf eines Huhns ist deswegen in Relation deutlich höher als der des Menschen, weswegen besonders darauf geachtet werden muss, Kalzium entsprechend regelmäßig zuzuführen.
Zur langfristigen Versorgung des Hühnerkörpers eignet sich hierzu sogenannter Muschelgrit, gemahlene Austernmuschelschalen, die das Huhn mit der Nahrung verzehrt. Bedarf es einer für den Körper schnell verfügbaren Kalziumgabe, eignet sich hierfür Futterkalk. Auch in das Feuchtfutter eingemahlene Eierschalen können gegeben werden, hierbei ist aber darauf zu achten, dass den Hühnern der Verzehr der eigenen Produkte nicht schmackhaft gemacht wird.
Phosphor
Phosphor ist ein mit dem Kalzium zusammen reagierendes Mengenelement, das sich auf den Stoffwechsel und die Fruchtbarkeit auswirkt. Phosphor kommt in Fischmehl, Fleisch- und Blutmehl sowei Knochenmehl vor, er findet sich auch in Getreide, vorwiegend Roggen, ist im vegetarischen Vorkommen aber nicht vollständig resorbierbar.
Natrium und Kalium
Natrium und Kalium sind Gegen- wie auch Zusammenspieler und für die Flüssigkeitsversorgung der Zellen, die Herztätigkeit und die Nervenfunktion wichtig. Da Natrium vor allem in Kochsalz vorkommt, mag man als Halter geneigt sein, den Verbrauch je Huhn falsch einzuschätzen und zu hoch zu dosieren. Er darf aber keinesfalls höher als 2 ramm liegen, da hiervon bereits Organe Schaden nehmen können. Nimmt ein Huhn mehr als vier Gramm Kochsalz am Tag auf, droht der Tod durch Organversagen. Kalium ist im Grünfutter des Gartens in der Regel genug vorhanden, sodass hier ebenfalls kein Mangel befürchtet werden muss.
Eisen
Zur Blutbildung und während des Wachstums ist Eisen von besonderer Bedeutung. Herrscht ein Eisenmangel, kann eine sogenannte Eisenmangelanämie eintreten, die rasch zum Tod führen kann. Eisen ist als Blutbaustein und für den Sauerstofftransport enorm wichtig, sein Fehlen – beispielsweise durch Parasitenbefall oder durch innere Blutungen – führt augenscheinlich zu Schwäche, Schlappheit und zu verblassenden Kämmen und Kehllappen.
Besteht der Verdacht auf Eisenmagel, kann Hirse in Kombination mit Apfel gegeben werden, auch Fisch- und Fleischmehl kann Abhilfe schaffen. Bei fortgeschrittenen Beschwerden sollte Eisen als Medikament über den Tierarzt verabreicht werden. Da Eisen im Grünfutter enthalten ist, sollte bei Freilauf mit Grünfuttergarantie ein Mangel nicht ohne Ursache entstehen dürfen.