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Zwerg-Lakenfelder

robust, scheue Hühner, gute Flugfähigkeit

Zwerg-Lakenfelder Henne auf einer WieseHannes Mallaun / shutterstock.com

Steckbrief: Zwerg-Lakenfelder

Herkunftsland

Deutschland

Eigenschaften

robust, scheue Hühner, gute Flugfähigkeit

Farbschläge

weiß-schwarz

Eier

Farbe der Eier: Weiß

Mindestgewicht für Bruteier

35 g

Legeleistung

120 Eier / Jahr

Gewicht Hahn und Henne

Henne: < 0,8 kg, Hahn: < 0,9 kg

Brutlust

20 %

Flugfähigkeit

90 %

Platzbedarf

50 %

Gut zu wissen

Das aus Westfalen stammende Lakenfelder ist ein robustes, leichtes Landhuhn mit guter Legeleistung. Nachdem seine wirtschaftliche Bedeutung bereits vergangen war, entstanden Zwerg-Lakenfelder. Auch diese leichten Hühner gelten als fleißige, aber scheue Futtersucher.

Das macht sie für den Freilauf und zur Beobachtung interessant.

Zwerg-Lakenfelder Hahn im AuslaufVolker Rauch / shutterstock.com

Haltung

Stall und Auslauf

Das Zwerg-Lakenfelder mag sich mit einem übersichtlichen Hühnerstall für die Nacht begnügen. Am Tag muss es jedoch raus und viel abwechslungsreiche Bewegung haben. Die Hühner neigen ansonsten zu Verhaltensstörungen. Sie werden untereinander aggressiv und rupfen sich die Federn.

Wenn selbst 10 m² Grundfläche pro Huhn bereits knapp wären und Zwerg-Lakenfelder sehr gute Flieger sind, wird aus dem Zaun eine kostspielige Voliere. Diese flinken und ausdauernden Futtersucher sind deswegen vor allem für den Freilauf zu empfehlen.

Haltung der Zwerg-Lakenfelder4nature.hu / shutterstock.com

Mehrere Hähne und andere Rassen

Wer nicht viel Platz anbietet, sollte mit mehreren Hähnen in einer Gruppe besonders vorsichtig sein oder generell immer nur einen Hahn pro Herde wählen. Alternativ lassen sich einige Hennen auch ohne Hahn halten. Mit Hahn fühlen diese sich jedoch wohler.

Mit genug Auslauf und Abwechslung werden sich Zwerg-Lakenfelder mit anderen quirligen Rassen verstehen. Ansonsten kann es jedoch zu Problemen kommen.

Charakter und Verhalten

Gegenüber dem Halter werden diese Hühner immer etwas vorsichtig bleiben. Sie sind jedoch schön zu beobachten, wenn sie als weiß-schwarze Tupfen über die grüne Wiese streifen. Größere offene Flächen sind jedoch zu vermeiden, da Beutegreifer sie ebenfalls deutlich erkennen.

Solange Zwerg-Lakenfelder sich frei bewegen oder wenigstens eine große Voliere haben, lässt sich die Fütterung in der warmen Jahreszeit deutlich reduzieren. Ansonsten brauchen auch diese Hühner eine ausgewogene Futtermischung mit etwas Grün- und Frischfutter.

Charakter der Zwerg-Lakenfelderphotomaster / shutterstock.com

Als Charakter-Huhn eignen sich Zwerg-Lakenfelder nur für wenige Halter. Diese müssen die Fläche mitbringen und sich scheue Hühner zur Beobachtung wünschen. Diese Halter erfreuen sich dann am robusten, genügsamen und flinken Zwerghuhn.

Eier und Legeleistung

Stolze 120 Eier sind für Zwerghennen mit gerade einmal 800 Gramm Eigengewicht keine schlechte Jahresleistung. Dass diese weißen bis cremefarbenen Eier eher etwas unter 35 Gramm liegen, lässt sich ebenfalls verschmerzen.

Bruteier sollen diese 35 Gramm erreichen, weswegen Junghennen häufig noch ihr zweites Lebensjahr abwarten müssen.

Küken

Zwerg-Lakenfelder geraten nur selten in Brutstimmung, die Naturbrut ist dadurch untypisch. Fast alle Zwerg-Lakenfelder kommen im Brutapparat zur Welt und wachsen in der Kükenbox auf.

Die Küken gelten als einfach in der Aufzucht. Sie benötigen hygienische Verhältnisse mit frischem Wasser und kleinkörnigem Kükenfutter. Die Wärmequelle muss bei so kleinen Küken etwas länger in der Aufzucht bleiben. Bereits die Küken sollen nach dem Befiedern etwas mehr Bewegung und Abwechslung haben.

Da sie in der Zeichnung gleich sind, lassen sich die Geschlechter erst spät sicher unterscheiden.

Farbschläge

Anerkannte Farbschläge:

  • weiß-schwarz

Gut zu wissen

  • Weiß-schwarz sind die preußischen Nationalfarben und die Zeichnung der Lakenfelder, die während der preußischen Zeit entstanden.
  • Das Lakenfelder entstand zwischen 1820 und 1850 während einer kargen Phase. Es sollte die ländliche Bevölkerung bei ihrer Selbstversorgung unterstützen. Deswegen sind auch Zwerg-Lakenfelder fleißig suchende, genügsame Hühner mit genügender Legeleistung.
  • In die Großform flossen norddeutsche Sprenkelhühner ein. Diese scheuen Hühner kommen mit ihrer Sprenkelung häufig ungewollt durch das weiße Gefieder der Zwerghühner.
  • Aussteller sollten ihre Zwerg-Lakenfelder an den Ausstellungs-Kasten gewöhnen. Nur so haben die Hühner durch den Gewöhnungseffekt etwas mehr Ruhe.
  • Wer blaue Zwerg-Lakenfelder ausstellen möchte, sollte sie in einem schattigen Auslauf oder einer überdachten Voliere halten. Das blaue Gefieder bleicht schnell aus.

Die Hühnerrasse Zwerg-Lakenfelder

Ursprünge der Zwerg-Lakenfelder

Lakenfelder gehen auf die Tugend zurück, Nutztiere in weiß mit schwarzem Vorder- und Hinterteil zu erzüchten. Nachdem sich die Großrasse um 1850 etablierte, war es nur eine Frage der Zeit, bis die Zwergrasse erzüchtet wurde.

Überliefert ist, dass die ersten Zwerg-Lakenfelder auf unsere niederländischen Nachbarn zurückgehen. Als Erzüchter wird Herr Scheper genannt. Niederländer haben ebenfalls eine Vorliebe für die „lakenfelder“ Zeichnung und brachten bereits Lakenfelder Kühe hervor.

Bei den Zwerg-Lakenfeldern hatten sie weniger Erfolg. Diese frühe Linie existierte bereits vor 1940. Sie ging fast komplett wieder unter und die letzten Exemplare mischten sich später vermutlich unter die deutsche Linie. Deswegen gelten Zwerg-Lakenfelder beim BDRG als deutsche Erzüchtung.

Erst Jahrzehnte später begann die eigentliche Zuchtarbeit in Deutschland. Ewald Heidelbach machte 1961 den Anfang. Ab 1968 eilte sein Hamburger Zuchtfreund Conzbruch zur Hilfe und 1972 gelang die Anerkennung. Ab diesem Jahr kam Ernst Stoll ins Züchterteam.

Das zumindest berichtet der „Sonderverein der Züchter der Lakenfelder und Zwerg-Lakenfelder“. Im „Rassegeflügel kompakt“ geht die Erzüchtung auf F. Börger aus Bremen zurück.

Entwicklung der Rasse Zwerg-Lakenfelder

Ob die untergegangene niederländische Linie auf Lakenfelder zurückgriff oder aus heimischen Hühnern eigene Zwerg-Lakenfelder erzüchtete, ist an dieser Stelle unklar.

Die deutsche und heutige Linie der Zwerg-Lakenfelder geht auf klein geratene Lakenfelder zurück. In diese flossen Zwerg-Vorwerk, helle deutsche Zwerghühner und schwarze deutsche Zwerghühner ein. So berichtet zumindest der Sonderverein.

Im „Rassegeflügel kompakt“ gehen Zwerg-Lakenfelder ebenfalls auf klein geratene Lakenfelder zurück. Es flossen jedoch wachtelfarbige Antwerpener Bartzwerge und Bassetten  ein. Diese Einkreuzungen lassen sich nicht ausschließen, im Zweifelsfall wirkt der Sonderverein jedoch glaubwürdiger.

Das Zuchtziel lautet, dass Kopf, Hals und Schwanzgefieder tief samtschwarz erscheinen. Das weiße Sattelgefieder der Hähne zeichnet sich durch feine schwarze Schaftstriche aus. Die Armschwingen sollen außen weiß, die Handschwingen überwiegend schwarz erscheinen. Hennen dürfen zum Kopf eine schwache weiße Säumung aufweisen. Ihre schwarzen Deckfedern am Schwanz dürfen ebenfalls weiß gesäumt erscheinen.

Die Bereiche für die weiße Befiederung sind dadurch klar definiert. Dennoch ist eine gestochen scharfe Zeichnung auch heute häufig nicht vorhanden. In den weißen Federbereichen schleichen sich schwarze Sprenkel ein.

Zwischenzeitlich entstanden blaue Zwerg-Lakenfelder. Diese sind bislang durch den BDRG nicht anerkannt. Außerdem sind die Küken blauer Ausgangstieren wie bei allen blauen Farbschlägen zu jeweils 25 % schwarz oder splash.

Heutige Bedeutung der Zwerg-Lakenfelder

Allein wegen der geringen Größe können die leichten Zwerg-Lakenfelder zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte eine Wirtschaftsrasse darstellen. Es handelt sich um eine Liebhaber- oder Zierrasse. Der enorme Bewegungsbedarf im Auslauf erschwert die Verbreitung dieser Zwerghühner.

Nur für wenige Züchter oder Hobbyhalter wäre das scheue Zwerg-Lakenfelder überhaupt eine Option. Wer jedoch scheue und selbstständige kleine Hühner wünscht, wird an Zwerg-Lakenfeldern viel Freude haben.

Wegen dieser Merkmale sind Zwerg-Lakenfelder fast schon exotisch und deswegen auf Ausstellungen gern gesehen.

Zuchtbemühungen und Maßnahmen zum Rassenerhalt

Die TGRDEU zählt von 2000 bis 2016 jeweils zwischen 200 bis über 500 Zuchtexemplare. Im Jahr 2016 sind es 242 Hennen und 62 Hähne bei insgesamt 35 Züchtern. Diese halten damit im Schnitt zwei Zuchtstämme. Der blaue Farbschlag wird nicht mit aufgeführt. Naheliegend ist, dass er sehr selten ist.

Die Bestände der weiß-schwarzen Zwerg-Lakenfelder sind übersichtlich, verteilen sich jedoch nicht auf mehrere Farbschläge und reichen zur Erhaltungszucht. Betreut wird die Rasse im „Sonderverein der Züchter der Lakenfelder und Zwerg-Lakenfelder“.

Die Niederlande sind für Zwerg-Lakenfelder ein zweites Heimatland. Auch hier gibt es eine Züchtergemeinschaft. Diese hat sich am deutschen Standard orientiert. Das erleichtert einen Austausch von Zuchttieren zur Auffrischung der Blutlinie.

Zuchtziele der Zwerg-Lakenfelder

Als verkleinertes Ebenbild zur Großform sollen Zwerg-Lakenfelder in der gestreckten Landhuhn-Form in mittelhoher Stellung erscheinen. Das Gefieder ist gut ausgebildet und ohne Kissenbildung dicht anliegend. Rassetypisch sind der tief samtschwarze Hals, Kopf, Schwanz und schwarze Handschwingen. Die weißen Federpartien sollen rein weiß ohne schwarze Einlagerungen erscheinen. Diese geforderte Zeichnung spiegelt sich bereits in der Namensgebung „Lakenfelder“ wider.

Der gestreckte Rumpf erscheint rechteckig und ist zugleich gut gerundet. Die breiten Schultern treten kaum hervor. Der mittellange Rücken wird leicht abfallend getragen und bleibt durchgehend breit. Die langen Flügel liegen gut an. Die schwarzen Handschwingen weisen wie ein breiter, leicht scheckiger Streifen schräg nach unten. Hähne kaschieren diesen Streifen durch den Sattelbehang, der sich aus weißen Federchen mit schmalem schwarzem Schaftstrich bildet. Der gut entwickelte Halsbehang der Hähne soll hingegen rein schwarz erscheinen.

Hennen tragen das Schwanzgefieder breit gefächert. Ihre oberen Deckfedern dürfen weiß gesäumt erscheinen. Der breit ansetzende und lange Hahnenschwanz soll hingegen einheitlich samtschwarz erscheinen. Die breiten Haupt- und Nebensicheln sollen die Steuerfedern gut verdecken. Hennen und Hahn tragen den Schwanz hoch, aber nicht steil.

Gerade bei Hennen sollen die gerundete Brust und der volle Bauch gut entwickelt sein. Die straff befiederten Schenkel treten sichtbar hervor und münden in die nackten mittellangen Läufe. Diese erscheinen immer schieferblau und münden in die mittellangen Zehen.

Der Schädel ist mittelgroß und etwas länglich ausgebildet. Bei Hahn und Henne wirkt der mittellange Hals durch das Gefieder sehr breit. Der Kopf fließt über den Hals in den Rumpf. Der einfache Stehkamm, die Kehllappen und das Gesicht sind bei Hahn und Henne rot und bringen dadurch eine dritte Farbnote ins Spiel. Beim Hahn ist das Rot kräftiger ausgebildet sowie Kamm und Kehllappen größer erscheinen.

Der mittelhohe Hahnenkamm ist mehrfach nicht zu tief gezackt, die Fahne liegt nicht auf. Es sind meist vier bis fünf gleichmäßig große Zacken. Auch die mittellangen und gut gerundeten Kehllappen sind fein im Gewebe. Die ovalen kleinen Ohrscheiben sind immer weiß, bei Althähnen ist ein roter Rand gestattet.

Die großen bräunlich roten Augen kommen im unbefiederte roten Hahnengesicht gut zur Geltung. Der leicht nach unten gekrümmte Schnabel soll blaugrau erscheinen.

Hennen und Hahn sind in der Zeichnung gleich, das Untergefieder erscheint grau. Bei Hennen darf der Kamm sich hinten zur Seite neigen. Ihre Rumpfhaltung ist fast waagerecht.

Kurz und bündig lauten die Zuchtziele

  • gestrecktes Zwerghuhn im Landhuhn-Typ
  • Festigung der lakenfelder Zeichnung
  • vitales und flinkes Zwerghuhn
  • Verbesserung der Legeleistung